Der
gute
Kampf:
Outdoor
für
alle

22/06

ErinParisi 1

@Pattie Gonia, Tomi Ceppi

Pattie Gonia, Tomi Ceppi

Ashleigh Maxwell

«Wissen Sie, es gehört ein gewisses Mass an Aufopferung und Verletzlichkeit dazu, so öffentlich aufzutreten, wie ich das tue», sagt Erin Parisi. «Aber die Botschaft muss gehört werden: Wir müssen Brücken für transsexuelle Menschen bauen, damit sie sehen, dass auch sie ihren Weg ins Abenteuer finden können.» Erin sträubt sich noch gegen den Titel der «Anwältin». Dies ist noch ein Terrain auf dem sich all jene, die sich zu Wort melden, mit Ängsten, Selbstzweifeln und Befürchtungen konfrontiert sehen. Den Löwinnenanteil davon hat Erin auf ihrer Mission, die Natur einen Ruam für alle zu machen, bereits bewältigt.

Als sie 2018 ankündigte, als erste Transgender-Athletin die Seven Summits zu besteigen und die Trans-Flagge auf dem höchsten Gipfel des Kontinents zu hissen, war Erin Parisi aus Colorado kaum bekannt.

Die erfahrene Bergsteigerin klettert schon fast ihr ganzes Leben lang. Doch nach ihrer Geschlechtsumwandlung im Jahr 2016 verlagertesich ihr persönlicherFokus auf die Mission, die Geschichte der Trans-Gemeinschaft in der Outdoor-Szene umzuschreiben.

«Ich fühlte mich letztlich in den Schatten gedrängt und hatte das Gefühl, dass ich durch meine Umwandlung meine Stimme verloren hatte», sagt Erin. «Ich wollte darüberstehen, damit ich nicht in den Schatten gedrängt werden kann. Hier gibt es keine Schatten. Das ist der Ort, an dem ich sagen kann: 'Das bin ich. Und ich bin stolz.'»

Über die letzten vier Jahre hat Erin den Mount Kosciuszko in Australien, den Kilimanjaro in Tansania, den Elbrus in Russland, den Aconcagua in Argentinien und zuletzt den Mount Vinson in der Antarktis bestiegen. Jetzt macht sie sich auf den Weg zur vorletzten Besteigung ihrer Seven-Summits-Reise: Denali.

In drei anstrengenden Wochen dieses Monats wird Erin versuchen, den 6.190 Meter hohen Riesen in Alaska zu besteigen.

A climber in a red Mammut jacket and helmet carries a large backpack on a snowy mountain.

Mit ihrer gemeinnützigen Organisation TranSending 7 setzt sich Erin Parisi für die Rechte von Transgendern ein und konzentriert sich dabei insbesondere auf den Zugang zu Sport.

DieTeilnahme von Transgender-Personen am Leistungssport ist in den letzten Jahren mehr und mehr thematisiert worden, nicht zuletzt da einige hochrangige Organisationen und Regierungsvertreter den Zugang zu Sportwettbewerben und Sportprogrammen einschränken.



Die Richtlinien für die Teilnahme an verschiedenen Sportarten unterscheiden sich stark. Forschungsergebnisse, die die Entscheidungsfindung auf höchster Ebene steuern sollen, sind begrenzt. Das liegt vor allem daran, dass es nur wenige Transgender-Athletinnen und Athleten gibt, die an Wettkämpfen teilnehmen. Demnach sind es noch weniger, die in der Spitzenklasse mitspielen.

Erins Bemühungen, den höchsten Gipfel jedes Kontinents zu besteigen, verdeutlichen die Barrieren, mit denen die Trans-Community im Sport nach wie vor konfrontiert ist – selbstwenn es um individuelle Ziele geht.

«Ich
wollte
darüberstehen,
damit
ich
nicht
in
den
Schatten
gedrängt
werden
kann.
Hier
gibt
es
keine
Schatten.
Das
ist
der
Ort,
an
dem
ich
sagen
kann:
'Das
bin
ich.
Und
ich
bin
stolz.'»

Hiker in a red Mammut jacket ascends a rugged rocky ridge, with a vast mountain landscape stretching into the distance under a clear blue sky.

«Früher konnte ich überall hingehen und alles tun, was ich wollte», sagt sie. «Meine Existenz wurde toleriert. Heute gilt sie an vielen Orten die ich besuche als Verbrechen.»

«Aber natürlich bin ich wieder nach Tansania und Russland marschiert, um die dortigen Berge zu besteigen – ganz ungeachtet der Gesetze, die in diesen Ländern erlassen wurden, um mich zu unterdrücken. Ich sehe das nicht als selbstverständlich an, denn lange Zeit hatte ich das Gefühl, diese Chance verloren zu haben. Und in vielerlei Hinsicht habe ich das wohl auch.» 

All die Hürden, dieErinnehmen musste, haben sie dazu inspiriert, sich für erleichterten Zugang zu Sportprogrammen für transsexuelle Jugendliche einzusetzen.

In den Vereinigten Staaten haben derzeit 18 Staaten aktive Gesetze, die Transgender-Jugendlichen die Teilnahme am Schulsport einschränken oder gar verbieten.

«Sport
zu
treiben
bietet
eine
Menge
Möglichkeiten.
Zum
Beispiel,
sich
von
klein
auf
weiterzuentwickeln
und
das
wird
transsexuellen
Menschen
jetzt
genommen.»

«Welch große Menge politischer Energie in die Unterdrückung einer sehr kleinen Minderheit gesteckt wird. Wir machen Kinder der Natur verdrossen und versäumengleichzeitig, eine Verbundenheit mit den Menschen zu entwickeln, die diese Gebiete in Zukunft schützen und pflegen werden.»

Laut Erinliegt es in der Verantwortung der bestehenden Outdoor-Community, jüngere Generationen anzusprechen und einen sicheren Raum für Integration zu schaffen.

«Ich hoffe, dass ich durch meinen kleinen Beitrageinen Schaltkreis herstellen kann.Zwischen den Menschen und diesem Raum – und zwar zum Wohle ihrer Gesundheit und zum Wohle des Raums.»

«Nun, ich glaube, dass wenn wir College-Sport, Olympische Spiele, Siegrtreppchen und Podiumsplätze mal ausklammern, dann bringt uns Sport nach draussen, lässt uns tief durchatmen, lässt uns eine Verbindung zur Natur, zu unserer Umgebungherstellen. Das tut Körper und Geist gut, weshalb wir diese Möglichkeit niemandem verbauen dürfen.»

Smiling person holding a transgender pride flag outdoors, wearing a Mammut jacket with a scenic mountainside backdrop.

Diesem Gedanken stimmen viele Sportorganisationen auf höchster Ebene zu, darunter auch das Internationale Olympische Komitee, das in seiner Charta verankert hat, dass «die Ausübung von Sport ein Menschenrecht» ist.

Erin Parisi hofft, dass ihre Geschichte andere Menschen aus der LGBTQ-Community motiviert, ihre eigene in die Hand zu nehmen und die Natur zu einem Raum für alle zu machen.



«Als ich 12, 13, 14 war, hatte ich keine Vorbilder», sagt sie. «Ich fühlte mich isoliert und stigmatisiert. Ich habe nicht geglaubt, dass es die Möglichkeit gibt, sich zu outen.»

«Der Grund, warum ich meine Geschichte teilen möchte, ist, dass jemand, der sich stigmatisiert, allein und generell nicht von der Gesellschaft akzeptiert fühlt, um zwei Uhr morgens meine Geschichte findet und sagt: ‘Das ist eine Trans-Geschichte, und es ist okaydarüber zu sprechen.Und ich bin nicht anders.Ich muss nicht unterdrücken, wer ich bin.'»



Schau doch mal auf Erins Website TranSending 7 vorbei. Dort kannst du noch mehr über ihregemeinnützige Organisation erfahren und sie auf ihrer Mission zu den Seven Summits verfolgen. 

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