Christoph
und
der
Wandel
am
Konkordiaplatz

08/2021

Mann geht die Treppe runter

08/2021

Draussen heulen die Winde über den Gletscher. Die Bedingungen am Konkordiaplatz mögen gnadenlos sein, in der Konkordiahütte fühlen die Gäste sich jedoch wohl, lachen und spielen Karten in kuscheliger Wärme. Es reihen sich freundliche Gesichter um Christoph Sager, ein bescheidener Mann, dem viel Respekt entgegengebracht wird. Die lange Geschichte der Hütte macht uns neugierig. Wir reden mit ihm darüber, wie es ist, sie zu führen – ein wohlverdienter Moment nach einer langen Klettertour.

Haus am Aletschgletscher für Together for glaciers.
Together for Glaciers: Changes at the Konkordia Hut

Die Gletscher sind am Schmelzen, weshalb der Zugang zur Hütte mit der Zeit schwieriger geworden ist. Wie verwalten Sie die Infrastruktur der Hütte, um sicherzustellen, dass sie weiterhin von Besuchern genutzt werden kann?


Profil von Christoph Sager.
Christoph SagerHüttenchef

Die erste Konkordia-Hütte wurde 1877 etwa 50 Meter oberhalb des Gletschers gebaut und erhebt sich mittlerweile etwa 200 Meter über dem Konkordiaplatz. Die SAC der Sektion Grindelwald setzen unermüdlich alles daran, um den Zugang zur Hütte frei zu lassen – in den 1970er Jahren wurden die Leitern unter großen Schwierigkeiten in Stahltreppen umgewandelt. In diesem Sommer musste die gesamte Treppe aufgrund von Steinschlag und vertikalen Steinlawinen verschoben werden. Wenn der Gletscher jedoch weiterhin einen Meter pro Jahr schmilzt, dann könnte es sein, dass dieser Ort geschlossen werden muss.

"1877
reichte
das
Eis
bis
an
die
Hütte.
Heute
braucht
es
467
Stufen."

Du wohnst seit mehreren Jahren mit deiner Familie in der Hütte. Kannst du uns etwas über den Alltag hier erzählen und welche Aufgaben mit der Instandhaltung der Hütte verbunden sind?


Profil von Christoph Sager.
Christoph SagerHüttenchef

Wir leben seit insgesamt neun Jahren in der Konkordiahütte. Seitdem wir in die Schule gehen, gab es einen Lehrer für jedes der drei Kinder im Team und zwei bis drei Helfer für die Hütte. Mit 155 Betten mussten wir zwischen leer und voll jonglieren, da der Zugang abhängig von der Jahreszeit unterschiedlich ist. Deshalb standen Improvisation und Flexibilität auf der Tagesordnung und genau das hat uns an der Herausforderung gefallen. Die Palette an unterschiedlichen Aufgaben als Hüttenwart ist praktisch endlos. Sie reicht von der Verwaltung eines grossen Haushalts über technische Herausforderungen in unterschiedlichen Bereichen bis hin zu medizinischen Aufgaben.

Wie fühlt es sich an, die Änderungen des Gletschers persönlich mitzuerleben?


Profil von Christoph Sager.
Christoph SagerHüttenchef

Als Hüttenwart sehe ich die Änderungen genau vor mir. Die zurückgezogene Lage des Gletschers und die Absicherung des Aufstiegs zur Hütte sind Herausforderungen, die meinem Alltag das gewisse Etwas verleihen. Die Gletscher sind wunderschön und faszinierend, so als ob die Zeit sich vor den Augen entfalten würde. Ich habe bereits versteinerte Muscheln in steilen Klippen gefunden, die tausende oder Millionen von Jahren alt sind – ein authentisches Stück der historischen Zeitachse der Erde. All das erfüllt mich mit Bewunderung und Ehrfurcht, wenn ich vor dem Gletscher stehe.