Daunen: alles über Isolation, cuin, Pflege und Nachhaltigkeit
11/22
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@Mammut
Mammut
Lando Pföst
Daunen leisten Unglaubliches. Erfahre in diesem Beitrag alles über die kleine Feder mit grosser Performance.
Die fluffig-weiche Antwort der Evolution auf Kälte.
Weicht der Sommer dem Herbst, so ist der Winter nicht weit. Das Karussell der Jahreszeiten dreht sich, die Natur verändert sich – und mit ihr die Aussentemperatur. Wer die Berge ganzjährig geniessen will, muss sich zwischen den Sommern warm anziehen. Und wer sich warm anziehen möchte, ist bei uns richtig. Genau wie all jene, die Daunen nicht nur tragen, sondern auch etwas über sie erfahren wollen. Willkommen zum kleinen Daunen-Einmaleins.
Die isolierende Wirkung von Daunen
Was produziert dein geistiges Auge, wenn du das Wort «Feder» hörst? Eine Daune? Wohl eher nicht. Diese «klassischen» Federn, wie sie der Jäger beispielsweise am Filzhut stecken hat, sind sogenannte Konturfedern: länglich, flach, vergleichsweise steif und mit langem Kiel. Daunen hingegen werden auch Unterfedern genannt, ganz einfach, weil sie am Vogelkörper nur bauchseitig zu finden sind. Ihr Kiel ist kurz, ihre Federäste sind weich und lang und stehen in alle Richtungen ab. So bilden sie ein dreidimensionales Gerüst, zwischen dessen feinen Verästelungen Luft gespeichert wird. In der Summe ergibt das ein isolierendes Polster, welches von Kälte nicht durchdrungen wird und Wärme dort einschliesst, wo sie entsteht: am Körper.
Die erste Daunenjacke
Verfolgt man die Daunenjacke auf dem Zeitstrahl zurück, trifft man auf eine einfache wie schlüssige Entstehungsgeschichte: Outdoorliebhaber und Eigentümer des gleichnamigen Bekleidungslabels Eddie Bauer entkommt bei einem winterlichen Angelausflug im Jahre 1936 in der Gegend von Seattle nur knapp dem Tod durch Unterkühlung. Der Geschäftsmann ist mit Federn vertraut, benutzt er Daunen bisher für Köder zum Fliegenfischen. Auch der Federball mit Gänsefedern zählt zu seinen ersten Patenten. Nach seinem Erlebnis in der Wildnis arbeitet Bauer sie erstmals zu Zwecken der Isolation in Kleidung ein – und die Daunenjacke, wie wir sie heute kennen, war geboren. Damit sich die Füllung beim Tragen nicht unten am Saum der Jacke sammelt, wurden die bis dato aktuellen Daunenkammern entworfen.
In der Summe ergeben Daunen ein isolierendes Polster, welches von Kälte nicht durchdrungen wird und Wärme dort einschliesst, wo sie entsteht: am Körper.
Gramm, Grad und cuin
Warum hat sich Eddie Bauer damals für Daunen entschieden? Einer der Gründe steckt im Ausdruck «federleicht»: das unschlagbar geringe Gewicht. Ein anderer ist ihre gleichermassen stabile wie elastische Beschaffenheit. Knüllt man eine Daune in der Hand zusammen und öffnet die Faust wieder, entfaltet sie von allein wieder in ihre ursprüngliche Form. Da wir Menschen grosse Begeisterung für Einheiten empfinden, lässt sich diese sogenannte Bauschkraft ebenfalls messen, und zwar in cuin, was für «Kubikzoll pro Unze» steht. Eine Volumenangabe also: soundsoviel Volumen bei definiertem Gewicht. Je höher der Wert, desto höher die Bauschkraft. Und je höher die ist, desto höher das Wärmevermögen des Produkts, denn umso mehr Luft kann eine einzelne der verwendeten Daunen speichern. Dieses Luftvolumen ist es auch, um welches du Jacke oder Schlafsack beispielsweise beim Packen komprimieren kannst. Bei Outdoor-Produkten mit Daunenfüllung bewegt sich dieser Wert zwischen 400 und 1000 – je höher der Wert, desto höher die Qualität (= Leistung) der Daunen.
Als Beispiel:
Zwei Daunenjacken, beide haben ein Gesamtgewicht von 450 Gramm. Die mit 900 cuin hält dich wärmer als die mit 600. Warum? Da sich ihre Daunen stärker bauschen, also mehr Luft einschliessen, die du aufheizen kannst.
Gleichzeitig kann man sagen, dass von zwei Daunenjacken, die beide gleich warmhalten, die mit 900 cuin die leichtere ist, da es weniger Gramm Füllung für dieselbe Isolations-Performance bedarf.
Kurz: Daunen sind extrem leicht, stark isolierend und ausgezeichnet komprimierbar. Qua Evolution von Natur aus fast perfekt. Beim Stichwort Natur sind wir jedoch bei der Schattenseite der «nichttextilen Teile tierischen Ursprungs» angelangt – wie es nach der Kennzeichnungspflicht von Kleidungsstücken in einer EU-Richtline von 2011 lautet.
Gewinnung
Nur Vögel haben Daunen. Für Outdoor-Artikel bedient man sich entweder bei Enten oder Gänsen. Der Körpergrösse der Vögel entsprechend ist Gänsedaune grösser und isoliert somit besser. Sie ist die für den Menschen qualitativ hochwertigere Feder. Viel zu lange wurde der sogenannte Lebendrupf praktiziert, der aufgrund des damit verbundenen Tierleids in heftiger Kritik von Tierschutzorganisationen steht und zunehmend gesetzlich verboten ist. Der Marktanteil von durch Lebendrupf gewonnener Daune wird auf rund 3-7 % geschätzt. Auch die Stopfmast, also die gewaltsame Zwangsfütterung mit beschleunigtem Wachstum zum Ziel, ist EU-weit bloss noch in Frankreich, Spanien, Ungarn, Bulgarien und teilen Belgiens legal. Das sind zwei grosse Schritte in die richtige Richtung, jedoch gibt es noch viel zu tun.
Gütesiegel
Achte beim Kauf von Daunenprodukten auf Zertifizierungen, die eine artgerechte Haltung der Tiere, sowie den Totrupf (oder Schlachtrupf) belegen. Hier zwei Labels mit besonders strengen Richtlinien, die wir für transparent und authentisch halten:
RDS (Responsible Down Standard) ↗
Global TDS (Global Traceable Down Standard)
Dasselbe gilt natürlich in erster Linie für uns als Hersteller, weshalb wir ausschliesslich RDS-zertifizierte Daunen beziehen. Dieses Siegel gewährleistet die absolute Rückverfolgbarkeit der gesamten Produktionskette – und wir lehnen Daunen von Tieren, die weder artgerecht gehalten und/oder lebendig gerupft wurden strikt ab.
Daune erreicht denselben Wärmerückhalt wie Kunstfaser bei rund 80 % des Volumens und fast der Hälfte des Gewichts.
Genetik vs. Synthetik
Im Vergleich zur Kunstfaser bringt die Daunenfüllung folgende Vorteile: sie isoliert besser, ist leichter und kleiner packbar. Setzen wir zur Veranschaulichung zwei unserer Schlafsäcke ins Verhältnis:
Daunenschlafsack ↗ Protect Down Bag -18°: 950 g, ca. 20 l Packmass
Kunstfaserschlafsack ↗ Protect Fiber Bag -18°: 1770 g, ca. 25 l Packmass
Beide Schlafsäcke sind für Übernachtungen bei bis zu -18° ausgelegt. Jedoch erreicht der Daunenschlafsack diese Temperaturwerte bei fast der Hälfte des Gewichts und kann ausserdem um rund ein Fünftel kleiner komprimiert werden. Dafür ist die Kunstfaser kein tierisches Produkt, günstiger, pflegeleichter und büsst nur minimal an Isolationsleistung ein, sobald sie feucht wird. Was die Performance angeht, ist der letzte Punkt die klare Schwachstelle der Federn.
Pflege dein Federkleid
Gib deiner Outdoor-Ausrüstung etwas zurück. Daunenprodukte freuen sich über Zuwendung. Das bedeutet in drei Schritten:
1. Benutze sie, schätze die Wärme und hab Spass damit.
2. Lass sie atmen: Solange nicht in Verwendung, sollten sie am besten an einem luftigen und trockenen Ort hängen. Der Packsack ist nur für den Transport gedacht.
3. Wasche dein Daunenprodukt erst, wenn es schmutzig und verschwitzt ist oder wegen verklumpter Daunen nicht mehr richtig isoliert. Weniger ist mehr.
Damit dich deine Daunen möglichst lange begleiten, möchten wir dir warme Empfehlungen zur Pflege warmer Sachen mit auf den Weg geben – von unseren Produktentwicklern höchstpersönlich.