Welches
Kletterseil
fĂĽr
Halle
oder
draussen?

07/2024

A climber wearing Mammut gear, standing in front of a rocky cliff, drapes orange climbing ropes over his shoulders while looking down.

Damit deine Sicherheit beim Klettern nicht am seidenen Faden hängt, ist es wichtig, über die verschiedenen Kletterseile und ihre Einsatzgebiete Bescheid zu wissen. Je nach Kletterdisziplin und deinen Anforderungen eignen sich bestimmte Seile besser als andere. In diesem Guide erfährst du, worauf du beim Kauf eines Kletterseils achten solltest.

Das Wichtigste vorab: Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Seilen; dynamische und statische Seile. Dynamische Seile haben eine Dehnbarkeit von 4,5-9 %. Im Falle eines Sturzes können sie sich sogar um bis zu 32% dehnen und so die Energie des Sturzes absorbieren, wodurch du sanfter ins Seil fällst. Statische Seile dehnen sich dagegen kaum oder gar nicht und eignen sich beispielsweise zum Abseilen bei Rettungsaktionen, zum Materialtransportie oder, wie die Hyperstatische Reepschnur  von Mammut, zum Gletscher Trekking. Statische Seile dĂĽrfen niemals zum Vorsteigsichern verwendet werden, weil sie dafĂĽr weder gemacht noch getestet sind. Wähle zum Sichern also auf jeden Fall ein dynamisches Seil.

Arten von Kletterseilen

Jedes Kletterseil  besteht aus einem Kern und einem Mantel, der zum Schutz und zur Tragfähigkeit des Seils beiträgt. Davon abgesehen unterscheiden sich verschiedene Kletterseile in mehreren Aspekten. Wer auf der Suche nach einem Kletterseil ist, wird schnell den Begriffen Einfachseil, Halbseil und Zwillingsseil begegnen. Die folgenden Eigenschaften und Unterschiede dieser Seilarten solltest du kennen:

  • Einfachseile: Einfachseile  sind die am häufigsten verwendete Seilart und ĂĽberzeugen durch ihre Belastbarkeit und Langlebigkeit. Sie werden beim Klettern und Sichern im Einfachstrang verwendet, was die Benutzung besonders unkompliziert macht. Du findest Einfachseile in einer breiten Palette an Längen und Durchmessern, wobei ein Durchmesser von 8,7 mm bis 10,2 mm ideal ist. Generell sind sie dicker und schwerer als Halb- und Zwillingsseile. Einfachseile eignen sich besonders zum Sportklettern indoor und outdoor und werden vor allem fĂĽr gerade Routen ohne Traversen eingesetzt. Einfachseile verwendest du am besten mit Halbautomaten, also Sicherungsgeräten mit einer BlockierunterstĂĽtzung, wie dem Mammut Smart 2.0 . Durch ihre einfache Handhabung sind sie die richtige Wahl fĂĽr Kletteranfänger:innen. Einfachseile werden auf der Seilbanderole mit einer “1” gekennzeichnet.

  • Halbseile: Halbseile  sind dĂĽnner als Einfachseile und werden im Doppelstrang verwendet, du brauchst also zwei Seile. Somit ist die Person, die im Vorstieg klettert, durch zwei Seile gesichert und es ist möglich, an beiden Seilsträngen je eine nachsteigende Person zu sichern. Die Verwendung von Halbseilen erfordert etwas mehr Geschick und Aufwand im Vergleich zu Einfachseilen. Halbseile haben normalerweise einen Durchmesser von 7,5 mm bis 9 mm. Dadurch sind sie zwar leichter als Einfachseile, weil sie jedoch doppelt verwendet werden mĂĽssen, haben sie insgesamt mehr Gewicht. Der Vorteil von Halbseilen ist, dass bei Routen, die sich hin und her schlängeln, der Seilzug reduziert wird. Beim Klettern in Mehrseillängen kannst du ausserdem die volle Seillänge nutzen, im Gegensatz zum Klettern mit einem Einfachseil. Gleichzeitig bildet das zweite Seil eine Absicherung, falls eines der Seile beschädigt wird. Halbseile werden auf der Seilbanderole durch ein “½” Symbol gekennzeichnet.

  • Zwillingsseile: Zwillingsseile  sind die dĂĽnnste Art von Seilen, mit einem Durchmesser von 7,5 mm bis 9 mm. Wie Halbseile werden auch Zwillingsseile im Doppelstrang verwendet, allerdings mĂĽssen beide Seile in dieselbe Zwischensicherung gehängt werden. Ein Zwillingsseil allein ist nicht stark genug, einen Sturz aufzufangen, daher darf auch nur eine nachsteigende Person damit gesichert werden. Zwillingsseile verbinden somit die einfachere Handhabung eines Einfachseils mit der zusätzlichen Sicherung eines zweiten Seils. Gekennzeichnet werden sie durch ein Unendlich-Symbol, also eine liegende 8.

  • Doppel- und Dreifachseile: Halbseile und Zwillingsseile werden oft unter dem Ăśberbegriff Doppelseil zusammengefasst. Alle Zwillingsseile bei Mammut sind auch als Halbseile zertifiziert und umgekehrt, sodass du sie mit beiden Sicherungstechniken anwenden kannst. In jedem Fall ist es wichtig, dass du ausschliesslich zwei identische Seile verwendest und nicht verschiedene Längen, Durchmesser oder Seilmarken mischt. Bei Mammut findest du ausserdem Kletterseile mit Dreifachzertifizierung, die besonders flexibel einsetzbar sind und sowohl als Einfachseil als auch als Doppelseil verwendet werden können. Doppel- und Dreifachseile verwendest du am besten in Kombination mit einem Tuber-Sicherungsgerät, beispielsweise dem Mammut Nordwand Alpine Belay .

Welche Kletterseil-Grösse ist die richtige?

Beim Kauf eines Kletterseils musst du dir zum einen um die Länge und zum anderen um den Durchmesser Gedanken machen. Aus diesen beiden Faktoren ergibt sich auch das Gewicht deines Seils. Dieses wird generell in Gramm pro Meter (g/m) angegeben, um Seile verschiedener Längen besser miteinander vergleichen zu können. Mit der Länge und dem Gewicht pro Meter kannst du dir das Gesamtgewicht des Seils ausrechnen.

Länge

Die passende Länge deines Kletterseils hängt stark von den Routen ab, die du damit zu klettern planst. Ein Einfachseil sollte mindestens doppelt so lang oder länger als die Länge deiner Route sein. Wenn deine Kletterroute also 25 Meter lang ist, muss dein Seil mindestens 50 Meter lang sein. Weil Kletterrouten meist nicht schnurgerade nach oben gehen, solltest du zusätzlich etwas Spielraum fĂĽr Traversen einberechnen. Beim Sportklettern in Kletterhallen wirst du grundsätzlich mit einem kĂĽrzeren Seil auskommen, als beim Klettern im Freien. Ein Seil mit einer Länge von 40 bis 50 Metern reicht im Normalfall aus. Im Outdoor-Bereich gilt “The sky is the limit” und Routen können um einiges länger sein. Am besten informierst du dich vor dem Kauf ĂĽber die gängigen Routenlängen in deiner Umgebung. Wenn du gerade mit dem Outdoor-Klettern beginnst und dich nicht sofort an die längeren Routen wagen möchtest, sind 70 Meter Länge fĂĽr ein Einfachseil ein guter Startpunkt. 

Halb- und Zwillingsseile können etwas kürzer sein als Einfachseile, weil man zwei Seile hat und somit auch die doppelte Distanz abseilen kann. Dafür können die beiden Seilenden miteinander verknotet werden. Mit zwei 60 Meter langen Seilen kann man auch 120 Meter abseilen. Je nach Route können also zwei 50 oder 60 Meter lange Seile ausreichen. Dies kann unter anderem bei Mehrseillängenrouten und Alpintouren notwendig werden.

Durchmesser

Je nachdem, ob du Einfach-, Halb- oder Zwillingsseile verwendest, werden sie sich in ihrem Durchmesser unterscheiden. Pro Seilart gibt es aber dünnere und dickere Modelle, jeweils mit eigenen Vor- und Nachteilen. Dünnere Seile sind generell geschmeidiger in ihrer Handhabung und haben weniger Gewicht. Wenn du dein Seil für einen langen Zeitraum trägst, kann diese Gewichtsersparnis viel ausmachen. Seile mit grösserem Durchmesser sind dagegen robuster und widerstandsfähiger, wodurch sie auch einer häufigeren Benutzung standhalten und eine höhere Sicherheitsreserve gegen scharfe Kanten bieten. Als Einsteiger:in wählt man am besten ein Seil mit grösserem Durchmesser, da das Sichern mit dünnem Seil mehr Erfahrung und Feinfühligkeit erfordert.

Achte unbedingt darauf, ob dein Seil auch zu deinem Sicherungsgerät  passt. Einige Sicherungsgeräte sind nur fĂĽr bestimmte Seildurchmesser geeignet. Ist das Seil zu dĂĽnn, kann nicht ausreichend Bremswirkung garantiert werden, ist es zu dick, läuft das Seil nicht oder nicht einwandfrei durch das Sicherungsgerät. Stelle also sicher, ausschliesslich mit zueinander passendem Seil und Sicherungsgerät zu klettern.


Ropes_for_indoor_outdoor_climbing_image1
Mammut climbing ropes coiled on a black gear mat with a small patch featuring a carabiner and detailed climbing equipment labels.
Close-up of a person tying a knot in an orange Mammut climbing rope while wearing a harness.

Features von Kletterseilen

Verschiedene praktische Features eines Kletterseils können dir dein Klettererlebnis zusätzlich erleichtern.

Imprägnierung von Kletterseilen

Wasserabweisende Imprägnierungen sind fĂĽr Kletterseile, die bei schlechtem Wetter, Eis oder Schnee zum Einsatz kommen, essentiell. Ein nasses oder sogar gefrorenes Seil ist schwer und kann dich nicht mehr einwandfrei sichern. Damit ein Kletterseil UIAA Water Repellent  zertifiziert ist, darf es im Zuge des UIAA-Wasserabsorptionstests nach 15 Minuten in der Nässe nicht mehr als 5 % Wasser aufgenommen haben. Bei Mammut findest du Kletterseile, die durch ihre Dry Veredelung im UIAA-Test sogar weniger als 1,5 % erreicht haben. Durch ihre wasserabweisenden Eigenschaften sind diese Seile auch besonders schmutzabweisend. Wer ausschliesslich in der Halle klettert, ist vor den Witterungen geschĂĽtzt und braucht daher nicht zwingend ein imprägniertes Seil, die Dry Seile von Mammut halten allerdings generell länger und können bei häufiger Benutzung auch indoor eine gute Option sein.

Mittelmarkierung am Kletterseil

Eine Mittelmarkierung am Kletterseil erleichtert dir die einfache Identifikation der Mitte des Seils. Dadurch kannst du das Seil vor dem Abseilen schnell einfädeln oder beim Sichern deines Kletterbuddys einfach abmessen, ob ein Abseilen sicher möglich ist. Die abriebfesten Mittelmarkierungen der Seile von Mammut stellen sicher, dass die Markierungen auch nach zahlreichem Auf und Ab noch gut sichtbar sind. Solltest du die Markierung nach zahlreicher Verwendung des Seils verstärken wollen, verwendest du dafür am Besten einen Permanentmarker, wie den Edding 3000.

Sender-Konstruktion von Kletterseilen

Die Sender-Konstruktion ist eine spezielle Technik von Mammut, die darauf abzielt, das Kletterseil so leicht und leistungsfähig wie möglich zu machen – ohne Kompromisse bei Sicherheit und Performance. Durch clever gewählte Materialien, fortschrittliche Fertigungstechniken und smartes Design erreichen Seile mit Sender-Konstruktion eine perfekte Balance: Sie sind federleicht, dabei aber robust und einfach zu handhaben. Das funktioniert durch einen schlanken Durchmesser, der Stärke behält, Premiumfasern und eine Flechttechnik, die Abrieb trotzt und Material spart.

Workhorse-Konstruktion von Kletterseilen

Wenn du beim Klettern besonders ausdauernd bist, sollte dein Seil das gleiche Durchhaltevermögen an den Tag legen. Dann sind die Mammut Seile mit Workhorse-Konstruktion die Richtigen für dich! Dabei handelt es sich um die robustesten Seile, die Mammut je hergestellt hat. Durch ihren speziell geflochtenen Seilmantel sind sie im Vergleich zu einer Standard-Konstruktion deutlich weniger anfällig für Abrieb und extrem langlebig. Sie sind speziell für die regelmässige Nutzung, das Projektieren und das Training in der Halle entwickelt.

Welches Kletterseil fĂĽr welche Kletterei?

Je nachdem, für welche Kletterdisziplin du dich begeisterst, muss dein Kletterseil anderen Anforderungen gerecht werden. Die Seile von Mammut sind speziell für drei verschiedene Anwendungsbereiche optimiert, sodass du garantiert das richtige Kletterseil für dich findest, egal für welche Disziplin dein Herz schlägt. Hier findest du einen Überblick, worauf du beim Kletterseil für deine Kletterart achten solltest:

  • Gym-Klettern: Beim Hallenklettern ist ein Einfachseil  die richtige Wahl. Nachdem das Seil normalerweise nicht weit getragen werden muss, spielt das Gewicht eine untergeordnete Rolle. Stattdessen sollte lieber ein Seil mit einem grösseren Durchmesser gewählt werden, um eine längere Funktionsfähigkeit zu gewährleisten. Eine Länge von 40 Metern ist normalerweise ausreichend und wasserabweisende Eigenschaften sind nicht notwendig. Die PFC-freien Classic Seile von Mammut sind die perfekten Allround-Seile und liefern dir im Trockenen eine ideale Performance.

  • Crag-Klettern: Auch zum Sport- und Tradklettern eignen sich Einfachseile oder dreifach zertifizierte Seile. Das Seil sollte robust sein und auch mehrfache StĂĽrze absorbieren können. Je nach Länge der bevorzugten Routen sollte das Seil zwischen 60 und 80 Meter lang sein. FĂĽr längere Touren und Rotpunktklettern sollte ein dĂĽnneres Seil mit geringem Gewicht verwendet werden.

  • Alpinlettern: Alpine Seile werden allen AnsprĂĽchen im alpinen Gelände gerecht, von Mehrseillängen bis hin zu Hoch- und Skitouren. Mehrseillängentouren in alpiner Umgebung können schon mal mehrere Stunden dauern – deshalb ist ein Seil mit niedrigem Gewicht von hoher Bedeutung, das Seil sollte allerdings robust genug sein, um scharfen Kanten standzuhalten. Mit dĂĽnnen Halb -, Zwillings-  oder dreifach zertifizierten Seilen bist du gut beraten und auch bei sich hin und her windenden Routen flexibel. Da die Routen teilweise sehr lang sind, solltest du eine Seillänge von 50-60 Metern zur VerfĂĽgung haben. Um gegen Schnee und Eis gewappnet zu sein, ist bei eisigen Bedingungen ausserdem eine effektive Imprägnierung  sehr wichtig. Unser Alpine Core Protect Dry Rope  ist dank zusätzlichen Aramid-Mantel besonders schnittfest und eignet sich perfekt zum Alpinklettern.

Der Normsturz – Ansprüche an dein Kletterseil

An einem guten Kletterseil hängt so einiges dran – nicht zuletzt dein Leben. Um deine Sicherheit nicht dem Zufall zu überlassen, werden Kletterseile auf verschiedene Arten gründlich getestet. Die Anforderungen werden vom Europäischen Komitee für Normung, Leitlinien und Anforderungen für dynamische Bergsportseile in der EN-892 festgelegt. Der Normsturz ist ein Teil dieser Prüfung. Dabei wird das Seil an einem Ende fixiert und unter spezifischen Bedingungen ein Sturz simuliert. So kann ermittelt werden, wie das Seil im Fall der Fälle reagiert. Dabei muss erwähnt werden, dass die Testbedingungen zumeist härter sind, als die Stürze in der Realität. Die folgenden Prüfungsergebnisse sind ausschlaggebend:

  • Sturzzahl: Die Sturzzahl gibt an, wie viele StĂĽrze das Seil in der PrĂĽfung aushält, bevor es bricht. Je höher die Sturzzahl, desto sicherer ist das Seil. Einfach- und Halbseile mĂĽssen laut Norm mindestens fĂĽnf StĂĽrze aushalten, Zwillingsseile mindestens zwölf.

  • Fangstoss: Der Fangstoss beschreibt die Kraft, die bei einem Sturz auf die Kletterin oder den Kletterer einwirkt. Das Seil absorbiert durch Dehnung und Reibung einen Teil davon. Die ĂĽbrige Energie darf laut Norm bei Einfach- und Zwillingsseilen maximal zwölf Kilonewton, und bei Halbseilen maximal acht Kilonewton betragen.

  • Dehnung beim ersten Sturz: Beim ersten Sturz mit einem neuen Seil, dehnt sich dieses erst zu der Länge, die es danach beibehält. Auch nach weiteren StĂĽrzen ändert sich nichts mehr an der Länge. Die Dehnung beim ersten Sturz darf laut Norm nicht mehr als 40 % betragen, da mehr ein Gefahrenpotential darstellen wĂĽrde.


Mehr zu diesem Thema erfährst du in unserem Artikel ĂĽber die NormprĂĽfung bei Kletterseilen .

Schwing dich ins Abenteuer

Mit diesen Informationen im Hinterkopf, bist du bestens vorbereitet, um dein eigenes Kletterseil auszuwählen. Zur Aufbewahrung deines Seils verwendest du am besten einen Seilsack . In unserem Guide zur Seilpflege  findest du mehr Tipps zur richtigen Lagerung und Reinigung deines Kletterseils. Bei Mammut findest du auch alles andere, was du brauchst, um dich beim Klettern bestens ausgerĂĽstet in die Seile zu legen. In unseren Beiträgen ĂĽber Kleidung zum Bouldern und Seilklettern, Kletterhosen, Chalk und mehr kannst du dir wertvolle Inputs fĂĽr deine KletterausrĂĽstung  holen.


Woman in Mammut climbing gear scaling a challenging rock face with a stunning mountainous landscape in the background.