Bergsteigen
fĂĽr
Anfänger:innen
in
6
einfachen
Schritten

06/2024

A mountaineer in blue Mammut gear and a helmet stands on a rocky summit with snowy mountains in the background.

Bergsteigen oder Alpinismus ist “die Kunst, Gipfel und Wände zu besteigen, aus eigener physischer und geistiger Kraft” – sagt die UNESCO. Klingt einfach, doch in Wahrheit ist Bergsteigen eine der anspruchsvollsten Sportarten, die es hier draussen gibt. Perfekte Kenntnis des Terrains, Kletter-Skills, Kälteresistenz und Ausdauer sind nur einige der Kriterien, die du erfüllen musst, wenn du hoch hinaus willst. Was echte Alpinist:innen sonst noch ausmacht und wie du in sechs Schritten körperliche Fitness und technisches Know-how aufbauen kannst, um deinen ersten Gipfel zu bezwingen, erklären wir dir hier.

Ganz so einfach ist Bergsteigen dann allerdings doch nicht in Worte zu fassen. Von Gletschertouren über Skihochtouren, Fels- und Eiskletter-Passagen bis hin zu Expeditionen, kann es für viele Aktivitäten stehen. Nur eines ist klar: Das Ziel besteht darin, den Gipfel zu erreichen. Wie bei jedem Abenteuer, ist dabei der erste Schritt zwar der schwerste, mit unserer Anleitung machen wir ihn dir aber so einfach wie möglich.

1. Baue Fitness auf

Bevor du verschneite Bergkämme bezwingen kannst, musst du dir eine solide Grundfitness aufbauen. Für den Anfang sind kurze Wanderungen in hügeligem Terrain perfekt geeignet, denn so trainierst du realitätsnah und sammelst Erfahrungen im Umgang mit der Natur. Steigere langsam den Schwierigkeitsgrad, belade deinen Alpinrucksack ↗ nach und nach mit Ausrüstung oder Gewichten und lege längere Strecken zurück. Wandern ist zwar eine gute Vorbereitung auf das Bergsteigen – um fit genug für alle Herausforderungen zu sein, solltest du aber auch andere Trainingsmethoden nutzen:

  • Mit Cardio-Workouts von 45 bis 90 Minuten trainierst du die nötige Ausdauer fĂĽr zukĂĽnftige Bergtouren. Ob du läufst, schwimmst oder Rad fährst, ist ganz dir ĂĽberlassen – Hauptsache du machst es zwei bis drei Mal pro Woche und planst Erholungstage ein.

  • HIIT oder High Intensity Interval Training hilft deinem Körper, bei jedem Atemzug mehr Sauerstoff zu nutzen – eine Fähigkeit, die in grosser Höhe einen bedeutenden Unterschied macht.

  • Um schwere Rucksäcke und AusrĂĽstung tragen zu können, solltest du Krafttraining betreiben. Kniebeugen und Kreuzheben stärken deine grossen Beinmuskeln und deine Rumpfmuskulatur – und diese Muskelgruppen werden auf einer Bergtour einiges leisten mĂĽssen.

  • DehnĂĽbungen und Yoga verbessern deine Beweglichkeit und erlauben deinem Körper, sich von anspruchsvollen Trainingstagen zu erholen. Ausserdem können AtemĂĽbungen, die beim Yoga zum Einsatz kommen, dich auf bewusstes und effizientes Atmen in der Höhe vorbereiten.

2. Lerne zu Klettern

Es gibt einige Gipfel auf dieser Welt, die du auch ohne tiefgehende Kletter-Expertise erreichen kannst. Die Grundlagen des Kletterns zu beherrschen, ist aber auf jeden Fall essenziell. Deshalb solltest du unbedingt wissen, wie man mit Seilen ↗ und Sicherungsgeräten ↗ umgeht, verschiedene Knoten verwendet und einen Klettergurt ↗ korrekt anlegt – natürlich, nachdem du die perfekte Grösse und Passform für deinen Klettergurt gefunden hast. Die gute Nachricht ist, dass es in deiner Nähe vermutlich eine Kletterhalle gibt, in der du diese Fähigkeiten erlernen und üben kannst. Belege einfach einen Anfänger:innen-Kurs und sauge alles an Wissen auf, was du kriegen kannst.

Nachdem du dir die Grundlagen erarbeitet hast, solltest du weitere Kurse besuchen, die dir helfen, von der Halle an den Fels zu kommen. Dort lernst du gezielt, wie man einen Standplatz baut, in Mehrseillängenrouten klettert, sich abseilt und in schwierigem Terrain sicher unterwegs ist. Vergiss nicht, dir vor dem Wechseln an den Fels einen Helm ↗ zu besorgen. Starte mit einfachen Routen, am besten im Sommer oder bei trockenem Wetter, und arbeite dich dann langsam zu grösseren Herausforderungen vor, bis du auch winterliche Bedingungen bewältigen kannst.


Um dich auf deinen ersten 4000er vorzubereiten, kannst du einen Alpinkurs besuchen, in dem du die Grundlagen fĂĽr Fels und Eis lernst, z. B. wie man am langen und kurzen Seil geht, wie man Steigeisen anlegt, einen Eispickel richtig verwendet und eine Spaltenrettung durchfĂĽhrt.

3. RĂĽste dich aus

Kletterausrüstung ↗ hast du dir wahrscheinlich schon im vorherigen Schritt zugelegt und das ist auch gut so, da du sie zum Bergsteigen noch brauchen wirst. Zusätzlich solltest du dir unsere Wander-Packliste anschauen, denn Gipfeltouren beinhalten oft auch lange Wander-Etappen in technisch einfachem Gelände. Hast du die erstmal hinter dich gebracht, wirst du früher oder später auf Felswände oder vereiste Berghänge treffen. Um solche Passagen zu bewältigen, brauchst du spezielle Ausrüstung. 

Trittsicher in den richtigen Bergschuhen

Die wichtigste Investition sind zweifellos Bergschuhe ↗, denn in ihnen spürst du selbst kleine Unterschiede bei jedem Schritt. Ihr hoher Schaft reicht bis über den Knöchel und gibt dir so die nötige Stabilität für bergiges Gelände. Bei allen Modellen von Mammut schützt ein Geröllschutzrand den Übergang von der Sohle zum Obermaterial vor spitzen Steinen. Gegenüber Wanderschuhen ↗ sind Bergschuhe steifer, das heisst, dass sich die Sohle zwischen der Ferse und der Fussspitze wenig oder gar nicht biegen lässt. Diese hohe Steifigkeit erlaubt es dir, Steigeisen zu verwenden, um geneigte Eisflächen zu besteigen. Für den Anfang ist ein bedingt steigeisenfester Bergschuh ideal, denn er bietet dir beim Wandern ausreichend Flex in der Sohle, kann aber auch mit halbautomatischen Steigeisen ausgerüstet werden.

A Mammut climber wearing a helmet, sunglasses, and premium climbing gear adjusts harness straps on snowy mountain terrain.
A climber wearing a Mammut helmet and glasses adjusts climbing gear on a snowy mountain, showcasing high-quality Mammut mountaineering equipment.
Mammut climber in a blue jacket tying a red rope knot on snowy, rocky terrain, with ropes and high-quality climbing gear attached to their harness.

Was du sonst noch zum Bergsteigen brauchst

Als Neuling im Bergsteigen kann das AusrĂĽstungs-Angebot schnell wie eine unĂĽberwindbare Eiswand wirken, deshalb haben wir dir die wichtigsten Bestandteile fĂĽr eine solide Grundausstattung hier zusammengefasst:

  • Ein Eispickel, idealerweise mit einem geraden oder leicht gebogenen Schaft von ca. 60 cm Länge.

  • Steigeisen mit 10 oder 12 Spitzen, am besten mit einer Kombi- bzw. halbautomatischen Bindung, passend zu deinen Bergschuhen.

  • Ein leichter Kletterhelm ↗ aus EPP-Schaum (Expanded Polypropylene), wie der Mammut Wall Rider, der selbst auf langen Bergtouren angenehm zu tragen ist.

  • Robuste und wasserdichte Gamaschen, die deine FĂĽsse trocken und warm halten.

  • Wasserabweisende Handschuhe ↗ mit einer verstärkten Handfläche aus Leder, mit denen du deine Eispickel sicher greifen kannst.

  • Schlingen ↗ und Karabiner ↗ zur Sicherung am Fels, zum Transport von AusrĂĽstung, fĂĽr die Spaltenrettung und fĂĽr den Standplatzbau.

Gerade am Anfang lohnt es sich, möglichst viel Ausrüstung zu testen, indem du sie erst einmal ausleihst. In vielen Bergregionen und bei vielen Alpinschulen wirst du dafür eigene Leih-Services finden und wer weiss, vielleicht triffst du dort auch ein paar fortgeschrittene Bergsteiger:innen, die du nach ihren Empfehlungen fragen kannst.

Bekleidung zum Bergsteigen

Bergsteigen hebt die Ansprüche an deine Kleidung auf ein anderes Level, denn du startest möglicherweise auf einem Wanderweg bei angenehmem T-Shirt-Wetter, bringst Höhenmeter für Höhenmeter hinter dich und findest dich irgendwann auf einem Gletscher bei zweistelligen Minusgraden wieder. Um deine Körpertemperatur an jedem Punkt deiner Tour optimal zu regulieren, solltest du deine Kleidung in Schichten aufbauen:

Damit die alpine Kälte wirklich keine Chance hat, dir zu nahezukommen, vervollständige dein Outfit mit Accessoires wie einer Mütze ↗ oder einem Stirnband und einem Halstuch ↗.

Alpinrucksack

Sobald du deine Ausrüstung zusammen hast, musst du sie auch irgendwie transportieren. Dafür empfiehlt sich ein strapazierfähiger und wetterfester Alpinrucksack ↗, der über spezielle Befestigungsmöglichkeiten für Seile und Eispickel verfügt. Modelle mit 30-50 Litern Volumen sind besonders vielseitig und eignen sich für alles von Tages-, Wochenend- bis zu dreitägigen Touren im Winter. Wenn du minimalistisch packst, können dir 50 Liter im Sommer sogar für bis zu fünf Tage ausreichen. Ein weiteres Must-have – vor allem bei nassem, wechselhaftem Wetter – ist ein Drybag, der deine Kleidung und sensible Gegenstände im Rucksack trocken hält.

4. Mach einen Kurs

Es gibt einen essenziellen Ausrüstungsgegenstand, den du nicht einfach online bestellen kannst: das Wissen über die Techniken des Bergsteigens. Bücher sind zwar eine gute Möglichkeit, dich über die Grundlagen zu informieren, aber nichts ersetzt einen Kurs, der von echten Profis abgehalten wird. Anmelden kannst du dich für solche Kurse entweder in einer Kletterhalle oder bei einem Bergsportverein. Die Angebote reichen dabei von kurzen Intensivkursen über einen oder mehrere Tage bis zu monatelangen Lehrgängen. Dort lernst du z.B. wie du dich beim Eisklettern richtig sicherst, was bei einem Lawinenabgang zu tun ist oder wie naturverträgliche Routenplanung geht. Oft beinhalten solche Kurse sogar mehrere Bergtouren – so kannst du in einem sicheren Rahmen wertvolle Erfahrungen sammeln. Egal, für welche Option du dich entscheidest, diese Skills sollten auf jeden Fall abgedeckt werden:

  • Die Fortbewegung im Schnee kann viele Formen annehmen, bei denen du etwa Stufen in die Schneedecke trittst oder mit den Schuhen darin eintauchst und kontrolliert nach unten gleitest.

  • Steigeisen bieten dir hervorragenden Halt auf vereisten Flächen – ihre Verwendung erfordert jedoch Ăśbung. Ausserdem ist es wichtig zu wissen, in welchem Terrain man Steigeisen an- und ausziehen sollte.

  • Der Eispickel entfaltet seine Wirkung erst mit der richtigen Handhabe. Ein Kurs sollte dir unbedingt vermitteln, wie du einen Eispickel fĂĽr den Aufstieg und das Bremsen bei einem Sturz einsetzt.

  • Gemeinsam mit einer Gruppe am Seil zu gehen bzw. eine Seilschaft zu bilden, ist eine grundlegende Sicherheitsmassnahme, die alle Bergsteiger:innen beherrschen sollten.

  • Die Spaltenbergung, also das Retten eines Gruppenmitglieds aus einer Gletscherspalte, musst du im Idealfall nicht anwenden, trotzdem ist es wichtig, sie sicher zu beherrschen.

Wissen kann man nie genug haben, schau deshalb gerne über den Tellerrand hinaus und mach dich mit möglichst vielen Outdoor-Fähigkeiten wie Erste Hilfe, Navigation oder Wildcampen vertraut. Nur weil du das Bergsteigen meistern willst, heisst das nicht, dass du dich rein auf Kurse in diesem Gebiet beschränken musst.

A mountain climber wearing a blue Mammut jacket and an orange helmet is adjusting their climbing gear. A snowy peak rises dramatically in the background.

5. Setz dir ein Ziel

Bergsteigen erfordert eine aufwändige Vorbereitung – zwischen Fitnesstraining, Klettern und Wandern kann es schnell passieren, dass du in einem Motivationstief landest, statt auf dem Gipfel. Das beste Gegenmittel ist, deinen ersten Aufstieg detailliert zu planen, damit du beim Training immer ein Ziel vor Augen hast. Das sollte für den Anfang ein kleiner, technisch einfacher Berg sein, der sich mit grundlegenden Skills im Bergsteigen locker bewältigen lässt. Bei der Routenplanung können dir diese Tipps helfen:

  • Nutze Websites von Tourismusverbänden oder lokalen Bergsportvereinen, um Informationen ĂĽber Schwierigkeitsgrad, Distanz, Höhenunterschied, Wegbeschreibung, Wasserquellen und Landschaftsmerkmale der Route zu recherchieren.

  • Finde Menschen, die das Terrain kennen. Rede mit Einwohner:innen, anderen Bergsteiger:innen und BergfĂĽhrer:innen vor Ort, denn sie können dir wertvolle Details und Geheimtipps verraten.

  • Informiere dich darĂĽber, welche Fähigkeiten die Route erfordert. Lässt sich der Gipfel einfach auf Wanderwegen erreichen, musst du vereiste Hänge meistern oder sogar Felswände hinaufklettern? Wähle unbedingt eine Route, die deinem Können entspricht und ĂĽberschätze dich nicht.

  • Finde heraus, ob und wenn ja, welche Genehmigungen du einholen musst. Manche Regionen verlangen von Bergsteiger:innen eine Registrierung, um einen Massenansturm zu verhindern und die Umwelt zu schonen.

  • Sobald du alle Informationen zusammen hast, kannst du abschätzen, wie lange der Aufstieg ungefähr dauern wird. Plane zusätzliche Zeit ein fĂĽr den Fall, dass du langsamer vorankommst als gedacht.

Die allerhöchsten Gipfel können am Anfang unheimlich verlockend wirken – wahrscheinlich sind sie sogar der Grund, warum du mit dem Bergsteigen beginnen willst. Suche dir trotzdem lieber einen kleineren Berg in deiner Nähe oder in einer touristisch gut erschlossenen Region. Die Landschaft wird dir schon genügend Hindernisse bieten, also habe neben einer Karte auch immer einen Plan B im Rucksack.

6. Finde eine Gruppe

Bergsteigen ist aus gutem Grund ein Teamsport: Felsklettern kannst du am besten mit einer zweiten Person – zu einer Seilschaft gehören im Idealfall sogar drei bis fünf Personen. Obwohl Solo-Abenteuer möglich sind, zahlt es sich vor allem für Anfänger:innen aus, in der Gruppe loszuziehen, denn nur so könnt ihr euch in riskanten Situationen effektiv gegenseitig sichern. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum Bergsteigen erst in der Gemeinschaft sein volles Potenzial entfaltet:

  • Wissen ist bekanntlich Macht und geteiltes Wissen ist besonders mächtig. Wenn du dich also mit Menschen zusammenschliesst, die verschiedene Fachkenntnisse z. B. zum Klettern, Biwakieren oder zur Navigation mitbringen, werdet ihr als Team auch herausfordernde Bergtouren absolvieren können.

  • Nicht nur Wissen, sondern auch AusrĂĽstung lässt sich teilen. Auf langen Touren wird dir dein RĂĽcken danken, wenn du nicht jeden einzelnen Gegenstand selbst tragen musst. Einige AusrĂĽstungsgegenstände mĂĽssen pro Gruppe nur einmal mitgenommen werden, so lässt sich das Gewicht wunderbar auf viele Schultern verteilen.

  • Was wäre ein eroberter Gipfel ohne Menschen, mit denen du den Triumph teilen kannst? Last but not least macht Bergsteigen in der Gruppe einfach mehr Spass und lässt Freundschaften entstehen.

Gleichgesinnte findest du am einfachsten bei Kursen im Bergsteigen – die du ja ohnehin besuchen solltest – oder indem du Teil eines Bergsportvereins wirst. Wenn du in der Nähe eines Gebirges wohnst, dürfte es kein Problem sein, einen Verein zu finden. Bist du eher im Flachland ansässig, kannst du versuchen, in Online-Foren oder über Social Media Menschen zu finden, die deine Ziele teilen.

Starte dein Abenteuer

Jetzt, wo du unsere sechs Schritte für deinen Einstieg in die Welt des Bergsteigens kennst, ist es Zeit, deinen ersten Schritt zu tun und dein Abenteuer zu starten. Schlüpf in die Wanderschuhe ↗, fang an zu trainieren und eigne dir zusätzliches Wissen an – sei es aus Büchern, Kursen oder dem Stories & Guide ↗ – und vergiss natürlich nicht Spass zu haben, während du die Faszination des Bergsteigens für dich entdeckst.