Worauf es beim Einsatz ankommt: Ein Gespräch mit Kinder Mountain Rescue
10/2021
10/2021
@Sam Walker
Sam Walker
Sam Waller
Egal, ob es um einen verstauchten Knöchel geht oder um eine grossangelegte Rettungsaktion mitten in der Nacht – seit 50 Jahren hilft das Kinder Mountain Rescue Team (KMRT) Bergsteigern, Wanderern und Ausflüglern in der spektakulären Umgebung des Kinder Scout im Peak-District-Nationalpark.
Das ist beeindruckend, vor allem, wenn man bedenkt, dass das Team ausschliesslich aus Freiwilligen besteht. Rund um die Uhr und bei jedem Wetter sind sie bereit, alles stehen und liegen zu lassen, um anderen in den Bergen zu helfen.
Alan Howarth ist seit 18 Jahren Mitglied des KMRT. Er schafft es, einen Vollzeitjob, sein Privatleben und seine Aufgabe als stellvertretender Teamleiter unter einen Hut zu bringen. Am Telefon erzählte er uns mehr über das Team, seine Arbeit und darüber, wie du es vermeidest, ihm zu begegnen …
Ihr hattet gestern Abend einen Einsatz. Was ist passiert? Wart ihr lange draussen?
Es war ein einfacher Einsatz – wir haben sie ziemlich schnell gefunden. Allerdings war es schon etwa halb elf, als wir nach Hause kamen. Es dauert eben.
Gibt es solche Einsätze regelmässig? Wie oft rückt ihr aus?
Oft passiert ein paar Wochen lang nichts, dann gibt es plötzlich eine ganze Reihe von Einsätzen. In den letzten Wochen hatten wir einige Einsätze, aber an den zwei oder drei Wochenenden davor gab es überhaupt keinen. An Montagabenden rücken wir selten aus. Komischerweise bleibt es immer dann, wenn man einen Einsatz erwartet, ruhig.An schönen Tagen, wenn es abends lange hell ist, rücken wir vor allem wegen Verletzungen aus. Wenn das Telefon am Samstag um 15 Uhr klingelt, geht es mit grosser Wahrscheinlichkeit um eine Verletzung. Klingelt es dagegen um 20 Uhr, hat sich vermutlich jemand verlaufen.
«… Wir hatten keine Ahnung, wo sie waren, und es ist ein riesiges Gebiet.»
Kannst du uns mehr über den Einsatz von letzter Nacht erzählen?
Bei diesem Einsatz waren sie dort, wo unser Team besonders oft unterwegs ist. Auf dem Kinder Scout gibt es eine Hauptroute, die um ihn herumführt und die fast alle nehmen. Dann gibt es einen weiteren Weg, der auf halber Strecke einfach aufhört und die Leute müssen sich eine neue Route suchen. Diese Jungs haben genau das getan, und der Weg war wirklich sehr schlammig. Sie steckten knietief im Morast und es war inzwischen dunkel. Ausserdem war es sehr kalt und windig. Da sie nicht wussten, wie weit es noch war, konnten sie sich nicht entscheiden, ob sie umkehren oder weitergehen sollten. Ihr Glück war, dass sie Handyempfang hatten. Ansonsten wäre die Lage viel ernster gewesen.In der gleichen Gegend hatten wir einen Fall, bei dem sich eine Frau und ihr Sohn verirrt hatten. Der Unterschied war jedoch, dass sie keinen Empfang hatten und wir erst auf sie aufmerksam wurden, als die Polizei ihr Auto auf dem Parkplatz fand. Ihr Mann hatte die Polizei verständigt, als sie nicht nach Hause kamen. Der hatte aber bereits mehrere Stunden gewartet und sich gefragt, wo sie so lange blieben. Danach verging noch etwa eine Stunde, bis die Polizei eintraf und den Parkplatz kontrollierte. Wir hatten also keine Ahnung, wo sie waren, und das Gebiet ist riesig.
Das ändert die Dinge völlig – das bedeutet eine grossangelegte Suchaktion.
In einem solchen Fall verständigen wir alle Teams in der Region des Kinder Scout. Es gibt vier davon mit jeweils 30 bis 40 Mitgliedern, die alle gleichzeitig ausrücken können, plus die Suchhunde. Wir hatten es bereits, dass 120 Leute an einer Suchaktion beteiligt waren. Im Nachhinein stellte sich jedoch heraus, dass sich die Vermissten gar nicht in diesem Gebiet aufhielten. Es ist sehr ausgedehnt, da muss man die grossen Geschütze auffahren, denn wenn man sie nicht rechtzeitig findet, ist es zu spät.
Bist du für deine Einsätze immer in Bereitschaft? Oder habt ihr Schichten?
Nein, wir haben keine Schichten. In der Praxis gehen wir davon aus, dass wir etwa 25 Einsatzkräfte pro Einsatz benötigen. Das Team besteht aus 50 Mitgliedern, die ständig in Bereitschaft sind. Wir rechnen damit, dass rund die Hälfte davon zu einem Einsatz erscheint.
Wie bist du damals zur Bergrettung gekommen?
Ich bin schon seit 18 Jahren dabei. Früher, als ich noch Single war, kletterte ich gerne und war viel draussen in der Natur unterwegs. Nach meiner Heirat und der Geburt meiner Kinder blieb das ein wenig auf der Strecke. Ich konnte nicht mehr so einfach mit meinen Freunden ein Wochenende zum Klettern fahren. Kurz nach der Geburt meines Sohnes fühlte ich mich etwas unausgelastet. Als meine Frau in einem Zeitungsartikel las, dass das Team neue Mitglieder suchte, fragte sie, warum ich mich nicht bewerben würde. Ich dachte: «Nun, wenn du mich so fragst …» Es war ja offensichtlich, dass es für uns beide eine Verpflichtung bedeutete. Es ist manchmal echt anstrengend, aber es macht mir wohl Spass. Schliesslich bin ich auch nach 18 Jahren noch genauso leidenschaftlich dabei.
Haben sich viele Dinge im Mountain Rescue Team verändert, seit du dabei bist?
Zunächst einmal ist deutlich mehr los als früher. Es kommen jedes Jahr mehr Leute auf den Berg – und wegen der Lockdowns wird die Zahl weiter steigen. Während des ersten Lockdowns war es wirklich ruhig – wir hatten etwa sechs Wochen lang absolut nichts zu tun. Und dann, als die Beschränkungen aufgehoben wurden, hatten wir auf einmal alle Hände voll zu tun. Ich denke, es wird auch weiterhin unglaublich viel los sein. Der Peak District liegt in der Nähe vieler städtischer Ballungszentren und ist daher einer der meistbesuchten Nationalparks der Welt.
«Es kommen jedes Jahr mehr Leute auf den Berg – und wegen der Lockdowns wird die Zahl weiter steigen.»
Moderne Technologien haben sicher auch viel verändert?
Ja, der technische Fortschritt hat sehr viel verändert. Als ich anfing, wechselten wir gerade von Pagern zu SMS. Aber der entscheidende Wendepunkt kam mit der Einführung des ersten Telefonortungsdienstes SARLOC, der von der Bergrettung selbst betrieben wird. Im Prinzip funktionierte das so, dass wir den Verunglückten eine Textnachricht schickten und wir dann ihre GPS-Daten zurückgesendet bekamen, inklusive Standort auf einer Karte. Das erste Mal, als wir es einsetzten, war ein gewaltiger Durchbruch. Bis dahin bekamen wir von den Verunglückten bestenfalls eine grobe Beschreibung der Umgebung. Jetzt müssen sie nur noch auf unsere Textnachricht antworten und wir bekommen den Standort auf der Karte angezeigt. Das ändert die Situation erheblich. Aber wenn das nicht funktioniert, weil sie keinen Handyempfang haben, wird es sehr schnell sehr schwierig.
Das kann ich mir vorstellen. Wie sah es früher mit der Bergrettung in den Peaks aus?
Bevor die Teams gebildet wurden, lag die Zuständigkeit für die Bergrettung im Peak District hauptsächlich bei der RAF (Royal Air Force), die beim Landeanflug verunglückte Piloten barg. Früher, als die Flugnavigation noch in den Kinderschuhen steckte, stürzten viele Flugzeuge im Peak District ab. Deshalb rückten die Teams der RAF aus, um die Verunglückten zu bergen. Die Peak District Mountain Rescue wurde gegründet, nachdem drei Pfadfinder beim Four Inns Walk, einer Wandertour im Winter, ums Leben gekommen waren. Die Strecke war nicht angemessen abgesteckt, und es konnte auch kein richtiges Rettungsteam aufgestellt werden, um sie da rauszuholen. Damit sich so etwas nicht wiederholen würde, beschloss man, die Bergwacht zu gründen und richtige Teams aufzustellen. Und daraus ist dann sozusagen unser Team entstanden.
«Was wir tun, ist mitunter recht gefährlich, aber unser Job besteht ja gerade darin, das Risiko zu minimieren.»
Und hatten diese Menschen auch einen normalen Job, so wie du?
Ja, genau. Es waren hauptsächlich Wanderer und Kletterer aus der Umgebung. Ich glaube, früher war es üblich, dass der örtliche Polizist den Notruf erhielt und dann an die Türen der Leute klopfte und sagte: «Du gehst doch klettern, oder? Los, bring mich hin.» Er trommelte ein Rettungsteam zusammen, das ihm helfen sollte. Allerdings gab es kein spezielles Training und deshalb funktionierte das Zusammenspiel innerhalb des Teams nicht besonders gut. Heute achten wir vor allem darauf, dass wir für alles geeignete Vorgehensweisen haben. Man könnte meinen, dass unsere Arbeit mitunter recht gefährlich ist. Aber unser Job besteht ja gerade darin, das Risiko zu minimieren.
«Sie waren seit neun Uhr morgens unterwegs. Als wir sie fanden, war es halb zwei nachts.»
Was hält deine Familie davon?
Sie sind daran gewöhnt. Mein Sohn kennt es nur so. Wenn ein Anruf kommt und mein Thunderbirds-Klingelton ertönt, wissen sie, dass ich rausgehe. Wenn man zu Hause sitzt und nichts tut, wird man nie angerufen – immer nur dann, wenn man zum Essen oder ins Kino gehen will. Aber sie sind daran gewöhnt und haben viel Verständnis dafür. Meine Frau rollt zwar mit den Augen, wenn das Telefon klingelt. Aber wenn ich draussen war und einen schwierigen Einsatz erfolgreich zu Ende geführt habe, sagt sie: «Du hast das Richtige getan.» Vorher weiss man nie, was passieren wird – manchmal entwickeln sich gerade die «leichten» Einsätze zu besonders schwierigen. Wir hatten schon ziemlich dramatische Situationen.
Gibt es einen Einsatz, auf den du besonders stolz bist?
Nun, ich denke, die Frau und ihr Sohn, von denen ich vorhin sprach, sind mir besonders im Gedächtnis geblieben. Die beiden waren die ganze Nacht in einem ziemlich schlimmen Sturm draussen gewesen. Alles war vereist, es war klirrend kalt, und sie waren seit neun Uhr morgens unterwegs. Als wir sie fanden, war es halb zwei nachts. Er hatte eine mittelschwere Unterkühlung, während sie in die Bewusstlosigkeit abdriftete und buchstäblich kurz vor dem Tod stand. Glücklicherweise war auch der Rettungshubschrauber der Küstenwache an der Suche beteiligt. Als wir sie fanden, landeten wir mit dem Helikopter und brachten sie ins Spital. Sie und ihr 23 Jahre alter Sohn sassen dort und nahmen im wahrsten Sinne des Wortes voneinander Abschied. Sie hatten sich hingelegt und auf den Tod gewartet, als sie hörten, wie einer unserer Männer über den Hügel kam und nach ihr rief. Im einen Moment war sie sicher, sie würde sterben und im nächsten wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie gerettet waren. Das ist der Grund, warum du es tust.
«Es kann emotional sehr belastend sein … Wir erleben extreme Höhen und Tiefen.»
Das sind ziemlich extreme Situationen, in die du da gerätst. Haben die Mitglieder der Mountain-Rescue-Teams einen bestimmten Charakterzug?
Ich denke, es gibt nicht nur einen bestimmten Charakterzug, sondern eine ganze Reihe. Ehemalige Soldaten schätzen die Arbeit in unseren Teams wegen der Kameradschaft. Es gibt ihnen das, was sie früher in der Armee hatten. Und dann kommen ganz viele Lehrer zu uns. Warum, weiss ich nicht genau. Vielleicht, weil viele von ihnen sehr naturverbunden sind?Die Zeiten des Macho-Gehabes sind vorbei. Man muss nicht mehr ohne Jammern 30 Kilometer weit laufen und dabei so viel Gewicht tragen, wie man kann. Unterschiedliche Menschen bringen unterschiedliche Dinge mit. Kenntnisse und die Fähigkeit Entscheidungen zu treffen, sind daher genauso wichtig wie die körperlichen Voraussetzungen, um einen Teil dieser Aufgabe zu bewältigen.
Ich kann mir vorstellen, dass du auch emotional ziemlich stark sein musst. Es gibt sicher Situationen, in denen die Dinge nicht ganz nach Plan laufen.
Es ist wie so oft – ein paar Jahre lang geht alles gut, aber dann hatten wir in den letzten zwei Wochen drei Todesfälle zu beklagen. Die waren alle wirklich emotional belastend. Das Schlimmste für mich war, als während eines Einsatzes ein Team-Mitglied ums Leben kam. Er erlitt einen Herzinfarkt während seines Einsatzes. Ich kannte ihn, seit ich dabei bin – er war schon seit Jahren im Team. So etwas macht einen ganz schön fertig. So etwas meinte ich, als ich sagte, wir erleben extreme Höhen und Tiefen. Wir müssen wirklich ständig auf die Leute zugehen und sagen: «Schau, was du heute gemacht hast. Möchtest du darüber sprechen? Wie fühlst du dich?» Wir möchten verhindern, dass sie sich zurückziehen und niemandem sagen, dass sie Probleme haben. Wir versuchen, so offen wie möglich zu sein und möchten auch hier wegkommen von einer übertriebenen Macho-Mentalität. Wenn Menschen über Erlebtes reden können, sind wir schon einen Schritt weiter. Besonders für Leute, die direkt aus einem normalen Job kommen und deren einziges Training das ist, was sie von uns bekommen haben, kann es eine echte Herausforderung sein. Sie müssen mit Situationen fertig werden, denen hauptberufliche Rettungskräfte gegenüberstehen, die sicherlich viel mehr professionelle Unterstützung erhalten.
Andererseits zeigt es vielleicht auch, dass ganz «gewöhnliche» Menschen Aussergewöhnliches leisten können. Schon beeindruckend, wie jemand all das nach einem Arbeitstag schaffen kann.
Ja, absolut. Wenn das Team bei widrigen Wetterverhältnissen nach Vermissten sucht und wir sie finden und alle wohlbehalten und unversehrt zurückkommen, bin ich unheimlich stolz auf sie. Es ist wirklich toll, wenn alles reibungslos läuft. Sie arbeiten sehr professionell, obwohl sie «Laien» sind.
Genau darüber wollte ich sprechen. Wird das alles nur durch Spenden finanziert?
Ja, ausschliesslich durch Spenden. Als ich angefangen habe, ging das Team vor allem mit der Spendendose sammeln. Wir mussten also nicht nur die Bergrettung organisieren, sondern auch noch das Geld dafür auftreiben. Inzwischen nutzen wir aber die sozialen Medien und bemühen uns auch um Zuwendungen von Unternehmen. Eine solche Zuwendung bedeutet möglicherweise fünf Tage Spendensammeln vor einem Supermarkt.
Wenn jemand spenden möchte, wie kann er das am einfachsten tun?
Wir haben eine JustGiving-Seite. Das scheint mir heute der einfachste Weg zu sein und funktioniert ganz gut.
Um das Thema ein wenig zu wechseln: Wie vermeiden Outdoor-Fans, dass sie euch rufen müssen? Woran sollten sie denken, bevor sie in die Berge fahren?
Besonders schwierig ist es, die richtige Zielgruppe zu erreichen. Die Menschen, mit denen wir uns austauschen oder die Besucher unserer Website sind nicht die, mit denen wir eigentlich sprechen müssten. Sie wissen bereits, was zu tun ist, wenn sie in den Bergen unterwegs sind. Wenn man Verletzungen aussen vor lässt, die jedem passieren können, rücken wir eher für diejenigen aus, die die Gefahren in den Bergen unterschätzt haben. Sie wollten vielleicht nur im Schnee spazieren gehen und plötzlich ist es bereits dunkel. Sie haben einfach nicht bedacht, dass man im Schnee nur halb so schnell vorankommt. Und wenn sie nicht geplant haben, in der Dunkelheit unterwegs zu sein, haben sie keine Taschenlampe dabei und kommen nicht mehr weiter.
«Bei den meisten Rettungseinsätzen ist nicht nur eine Sache schiefgelaufen, sondern mehrere Dinge gleichzeitig.»
Dann liegt es also an der mangelnden Vorbereitung?
Ja, unzureichende Vorbereitung und fehlendes Bewusstsein für das eigene Verhalten. Bei den meisten Rettungseinsätzen ist nicht nur eine Sache schiefgelaufen, sondern mehrere Dinge gleichzeitig. Wenn man etwas länger unterwegs ist, aber auf dem Weg bleibt, ist das kein Problem. Wenn man aber den Weg verlassen hat und die Nacht hereinbricht, kommt einiges zusammen, und genau dann geht es schief. Es ist sehr schwer für uns, das den Menschen zu vermitteln, die keinen Ausflug in die Berge planen, sondern einfach nur spazieren gehen möchten.
Zu erwarten, dass jeder mit einer kompletten Ausrüstung loszieht, ist sicher unrealistisch. Was aber könnte jeder machen, wenn er rausgeht?
Für mich ist es wichtig, dass die Ausrüstung für die zu erwartenden Bedingungen geeignet ist. Wer bei schlechten Wetterverhältnissen irgendwo hoch hinaufsteigt, wird ohne die richtige Ausrüstung keinen Spass haben. Selbst, wenn man keine Rettung braucht, wird einem der Tag vermiest. Bei schlechtem Wetter braucht man die richtige Ausrüstung, während bei günstigen Bedingungen vielleicht nur ein paar Dinge ausreichen. Die richtigen Schuhe sind wichtig, um Blasen oder einen gebrochenen Knöchel zu vermeiden. Und natürlich sollte auch die Kleidung richtig gewählt werden. Da es in den Bergen nur selten windstill ist, benötigt man wasser- und winddichte Kleidung. Ausserdem empfiehlt es sich, etwas Warmes darunter zu tragen – vor allem, wenn man eine Pause einlegen will. Ich habe immer alles dabei, was ich im Extremfall brauche. Also für Dunkelheit, Kälte, Regen oder den Fall, dass ich länger unterwegs bin als erwartet. So bin ich immer für alle Eventualitäten gerüstet.
Das macht Sinn. Was empfiehlst du jemandem, der mit dem Gedanken spielt, bei euch aktiv zu werden?
Wir sind alle dabei, weil wir die Natur lieben. Jeder von uns geht gerne in den Bergen wandern. Wir möchten, dass andere das auch tun können und sich dabei sicher fühlen. Wir sind mit Leib und Seele dabei. Deshalb ermutige ich alle, die darüber nachdenken, bei uns aktiv zu werden. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es mit einem hohen Zeitaufwand verbunden ist.
Springen viele neue Mitglieder wieder ab?
Das kommt vor. Wir bemühen uns, ganz klar darüber aufzuklären, wie stark sich unsere Arbeit auf das Privatleben und die Familie auswirkt. Trotzdem sehen wir eine Tendenz, dass die Leute nach etwa zwei Jahren aussteigen. Die anfängliche Begeisterung ist verflogen und sie haben gemerkt, wie anstrengend es sein kann. Manchmal ist es auch einfach nichts für sie oder die Umstände haben sich geändert und sie schaffen es nicht mehr. Aber im Grossen und Ganzen ist es so, dass wer schon ein paar Jahre dabei ist, auch für lange Zeit dabeibleibt.
«Wenn du Menschen immer wieder dein Leben anvertraust, kommst du ihnen irgendwann sehr nahe …»
Aus welchem Grund bist du nach all den Jahren immer noch dabei?
Die Kameradschaft – wenn du Menschen immer wieder dein Leben anvertraust, kommst du ihnen irgendwann sehr nahe. Ausserdem habe ich die Möglichkeit, rauszugehen und etwas Interessantes zu tun. Manchmal habe ich nichts vor und es ist ein langweiliger Fernsehabend. Dann klingelt das Telefon und auf einmal passiert etwas Aufregendes. Man kann nie wissen, was kommt.
Ihr trefft euch ja nicht jeden Donnerstagabend zum Badminton spielen.
Ja, absolut. Klar haben wir auch solche Hobbys, aber das ist eben nicht dasselbe. Sie füllen mich nicht aus und geben mir nicht das Gefühl: «Heute habe ich etwas wirklich Gutes getan.» Es kommt sehr selten vor, aber manchmal rettest du jemandem aktiv das Leben. Das gibt dir ein einzigartiges Gefühl, das du sonst nirgendwo erlebst. Dann kommst du nach Hause und denkst: «Die ganzen Anstrengungen der letzten Jahre haben sich doch gelohnt.»
Die 50 Mitglieder des Kinder Mountain Rescue Teams arbeiten rein ehrenamtlich. Ihre Tätigkeit finanziert sich fast ausschliesslich durch Spenden aus der Bevölkerung. Alle Einnahmen aus dem
Fundraising fliessen direkt in Hilfsmittel und Ausrüstung für Rettungseinsätze.
Unterstütze die Bemühungen des Rettungsteams mit einer einmaligen oder monatlichen Spende auf der offiziellen JustGiving-Seite des KMRT. ↗