Sicher unterwegs: Freeriden wie die Profis
01/2025
Foto aufgenommen von @FWT, Romeo Ceas / Videos by Ethan Herman
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FWT, Romeo Ceas / Videos by Ethan Herman
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Lena Wimmer
Mit der steigenden Beliebtheit des Freeride-Sports wächst auch die Bedeutung von Sicherheit – sowohl für ambitionierte Hobby-Freerider als auch für Athlet:innen, die an der Freeride World Tour mitfahren. Beim Auftakt der Tour in Baqueira-Beret, inmitten der spanischen Pyrenäen, gesellte sich die zweifache Freeride-Weltmeisterin und Mammut Athletin Nadine Wallner unter die Teilnehmenden. Als erfahrene Bergführerin weiss sie, wie unberechenbar die winterliche Natur sein kann.

Mit der steigenden Beliebtheit des Freeride-Sports wächst auch die Bedeutung von Sicherheit – sowohl für ambitionierte Hobby-Freerider als auch für Athlet:innen, die an der Freeride World Tour mitfahren. Beim Auftakt der Tour in Baqueira-Beret, inmitten der spanischen Pyrenäen, gesellte sich die zweifache Freeride-Weltmeisterin und Mammut Athletin Nadine Wallner unter die Teilnehmenden. Als erfahrene Bergführerin weiss sie, wie unberechenbar die winterliche Natur sein kann.
«Unser Ziel ist es, Wissen und Strategien zu teilen, um sicherer und verantwortungsvoll im Gelände unterwegs zu sein.»

Zusammen mit Jacqueline Miler, Produktmanagerin für Avalanche Safety bei Mammut, entwickelte sie für die FWT einen umfassenden Safety-Workshop, um den Athlet:innen essenzielles Wissen und Strategien zu vermitteln, um das Risiko beim Skifahren und Snowboarden im Gelände möglichst zu reduzieren. Auch der Partner RECCO, zuständig für die organisierte Rettung, gestaltete den Workshop mit.
Freeriden birgt höhere Risiken als das Fahren auf präparierten Pisten. Unbekanntes Terrain, plötzliche Wetterwechsel und das Lawinenrisiko verlangen höchste Aufmerksamkeit und gezielte Vorbereitung. Nadine betont: «Im Bereich Lawinensicherheit gibt es immer etwas Neues zu lernen.» Der Workshop legt besonderen Wert auf die Suche nach Verschütteten, um im Ernstfall effizient reagieren zu können. Die Teilnehmenden lernten den Umgang mit Lawinenausrüstung und die Technologie von LVS-Geräten kennen, inklusive der möglichen Störungen durch andere elektronische Geräte. «Wer viel Routine und Wissen mitbringt», betont Nadine Wallner, «kann sich besser auf Unerwartetes einstellen und im Ernstfall effizienter reagieren.»
"Der obligatorische Safety Workshop ist eine super Gelegenheit, sein Wissen zu vertiefen – auch wenn man mit dem Thema schon sehr vertraut ist."


Freeride Wettkampf und Sicherheit – ein Wiederspruch?
Die Organisatoren der Freeride World Tour setzen bezüglich Sicherheit auf starke Partner. Doch damit ist es nicht getan. Die FWT ist umfassend organisiert, um das Risiko für Athlet:innen zu minimieren – der obligatorische Safety-Workshop ist dabei nur eine Massnahme.
Austragungsort
Die Auswahl des Austragungsorts erfolgt durch ein Expertenteam der FWT in Zusammenarbeit mit Bergführern und oft auch lokalen Ridern und Guides. Fragen, die es zu beantworten gibt, sind: Hat es genug Schnee? Ist der Schneedeckenaufbau stabil und die Schneequalität für einen Wettkampf ausreichend? Sicherheit ist dabei das Hauptkriterium. Die Tatsache, dass die Teilnehmenden schnell fahren, über hohe Felsen springen und ein gewisses Risiko eingehen, fliesst ebenfalls in die Beurteilung ein.
Vorbereitung
Sobald der Austragungsort bestätigt ist, werden gegebenenfalls gefährliche Bereiche gesperrt, der fahrbare Bereich begrenzt oder auch Lawinen kontrolliert ausgelöst.
Wetterfenster
Um einen sicheren Wettkampf veranstalten zu können, braucht es die richtigen Lichtverhältnisse. Konkret bedeutet das: vier bis fünf Stunden Sonne mit perfekter Sicht für alle Rider. Da sich bekanntlich weder Schnee- noch Wetterverhältnisse gut im Voraus planen lassen, arbeitet die FWT mit einem Wetterfenster von fünf bis sieben Tagen pro Event.
Linienwahl
Aber wie entscheiden die Teilnehmenden, wo sie fahren werden? Alle Athlet:innen bekommen umfangreiches Bild- und Videomaterial (Drohne). Damit können sie ihre möglichen Linien studieren und sich ein detailliertes Bild zum Austragungsort machen.
Face Check & Forerunners
Vor dem Wettkampf versammeln sich die Rider am Jury-Standort zum Face-Check: Durch Ferngläser können sie sich vor Ort ihre Linien nochmals anschauen und die Forerunner beobachten. Die Forerunner, Rider die nicht am Wettkampf teilnehmen, fahren mit Ski und Snowboard das Gelände ab. So können sich die Teilnehmenden beispielsweise ein Bild von der Grösse der verschiedenen Elemente im Gelände machen und bekommen auch Rückmeldungen zur Schneequalität. Bevor am Veranstaltungstag die ersten Teilnehmenden starten, kommen nochmals Forerunners zum Einsatz.
AusrĂĽstung
Vor dem Start wird überprüft, dass die Teilnehmenden mit allem Sicherheitsequipment ausgerüstet sind. Nebst Lawinenverschüttetensuchgerät, Schaufel, Sonde und Airbag-Rucksack gehört zur Ausrüstung auch RECCO Detektor, Rückenprotektor und Helm.
Sicherheitsteam
Der Wettkampf wird von einem Sicherheitsteam begleitet. Ein Arzt wie auch ein Guide sind sowohl am Start als auch am Ziel aufgestellt. Darüber hinaus sind sogenannte «Ski-Ninjas» an verschiedenen strategischen Punkten im Gelände positioniert. Sie werden über Funk koordiniert und rücken aus, wenn jemand bei einem Sturz den Ski oder Stock verliert oder sonst Hilfe benötigt.
Bewertungskriterien
Kontrolle über Ski oder Snowboard ist eines der fünf Bewertungskriterien – die anderen sind Line, Technique, Fluidity und Air & Style. Wenn Teilnehmende ihre Sprünge oder Tricks nicht richtig landen (z.B. Rücken berührt den Schnee, Snowboarder brauchen Hände zum Ausbalancieren) oder ganz stürzen, bekommen sie Punkteabzug. Dies soll dazu motivieren, beim Fahren eine gute Risikoeinschätzung an den Tag zu legen.
Die Freeride World Tour fungiert nicht nur als Wettkampf, sondern auch als Plattform, um auf die Gefahren im ungesicherten Gelände hinzuweisen. Mit der Unterstützung von Mammut wird Lawinensicherheit zu einem integralen Bestandteil dieser aufregenden Sportart.
Die 4 Essentials
Freeriden ohne die richtige Ausrüstung ist so, wie Autofahren ohne Sicherheitsgurt – gefährlich und leichtsinnig. Jacqueline Miler, Produktmanagerin für Lawinenausrüstung bei Mammut, erklärt, was die Essential 4 ausmacht: «Schaufel, Sonde und Lawinenverschütteten-Suchgerät bilden die unangefochtene Basis, wenn es um die Lawinenausrüstung geht. Aus unserer Sicht auch ein Lawinenrucksack unverzichtbar, da er im Ernstfall die Verschüttungstiefe vermindern und Rettungszeiten erheblich verkürzen kann.»
LawinenausrĂĽstung
Ăśber die Freeride World Tour
Die FIS Freeride World Tour (FWT) ist ein weltweit renommiertes Sportereignis, das jährlich Tausende von Zuschauer:innen anzieht und von Millionen verfolgt wird. ​ Mit Wettkämpfen an Freeride Mekkas wie Verbier in der Schweiz und Kicking Horse in Kanada ist die FWT für zahlreiche Athletinnen und Athleten, darunter Sybille Blanjean, Nadine Wallner und Jérémie Heitz, das Sprungbrett zur internationalen Bekanntheit.