Das DWR-Dilemma
03/2023
@Mammut
Mammut
Courtney Knights
PFC und DWR: Schon oft gelesen, aber nur selten durchschaut? Dieser Artikel macht dich mit einem weniger bekannten Helden der Aussenbekleidung bekannt und verrät dir seine Schattenseite, aufgrund derer wir nach Alternativen suchen.
Der weniger bekannte Held
Eine wasserdichte Membran ist ganz klar dein wichtigster und effektivster Schutz vor Wolkenbrüchen. An vorderster Linie steht allerdings ein Verteidiger namens «Durable Water Repellent» (DWR): eine dünne wasserabweisende Beschichtung, die auf die äusserste Lage deiner Ausrüstung aufgetragen wird.
Eine DWR-Behandlung verringert die Oberflächenspannung des Materials und sorgt so dafür, dass Wasser abperlt, anstatt in den Stoff einzudringen. Ohne diese Behandlung würde dich die Membran zwar immer noch trocken halten, das nasse Gewebe würde aber an deinem Körper kleben und so die atmungsaktiven Eigenschaften des Kleidungsstücks beeinträchtigen. Allein schon beim Gedanken an durchnässte Kleidung auf der Haut, selbst mit einer dünnen Schutzschicht dazwischen, ist klar: Wir haben DWR einiges zu verdanken. Trotz seiner enormen Effektivität hat dieser weniger bekannte Held auch eine Schattenseite.
«Überall auf der Welt konnten bereits Spuren nachgewiesen werden – vom Everest-Basecamp bis hin zum menschlichen Blut.»
Die Kehrseite der DWR-Beschichtung
Traditionell besteht DWR aus perfluorierten Verbindungen (PFCs), künstlich hergestellten Chemikalien, die für alles Mögliche verwendet werden – von Antihaft-Pfannen und Lebensmittelverpackungen bis hin zu Zelten und Outdoor-Ausrüstung.
Diese Chemikalien sind zwar extrem wasserabweisend und bieten Schmutz und Fett effektiven Widerstand, haben aber ein Problem: Sie wirken sich schädlich auf Mensch und Natur aus und werden in den letzten Jahren deshalb immer stärker in Frage gestellt. DWR auf PFC-Basis ist zwar sicher auf Bekleidung zu tragen, die Chemikalien sind aber nicht biologisch abbaubar und verbreiten sich durch Wind und Wasser leicht in der Umgebung. Mit der Zeit werden die Ansammlungen grösser und grösser, bis sie sich schliesslich ihren Weg in die Nahrungskette bahnen. Überall auf der Welt konnten bereits Spuren nachgewiesen werden – vom Everest-Basecamp ↗ bis hin zum menschlichen Blut. Diesen Entdeckungen folgte eine Welle aus Einschränkungen bzw. Verboten der Chemikalien – ein unheimlich wichtiger Schritt, der aber auch eine Mammutaufgabe mit sich bringt: die Suche nach umweltfreundlicheren High-Performance-Alternativen.
«Bis dahin geht die Suche nach umweltfreundlicheren wasserdichten Lösungen für alle in der Outdoor-Branche weiter.»
Das geht besser
Lange Zeit waren langkettige C8-Fluorkohlenwasserstoffe die Standard-PFCs für DWR-Behandlungen in der Outdoor-Branche. Wenn auch für ihre aussergewöhnliche Robustheit beliebt, bauen sie sich so gut wie gar nicht ab. Und so kam es, wie es kommen musste. Weltweit erkannten Regierungen das damit verbundene Gesundheitsrisiko und verboten die Produktion. Auf einen rasanten Aufstieg folgte der tiefe Fall.
Weil es auf die Schnelle nicht möglich war, nachhaltige und leistungsstarke Alternativen zu finden, griffen viele Unternehmen in der Outdoor-Branche, darunter auch Mammut, auf kürzerkettige C6-Behandlungen zurück und suchten währenddessen weiter nach fluorcarbonfreien Möglichkeiten. Nebenprodukte, die sich schneller abbauen, eine gute Leistung – C6-Behandlungen waren eine deutliche Verbesserung gegenüber ihren langkettigen Pendants, aber auch keine zufriedenstellende Lösung auf lange Sicht.
Mammut verzichtet seit 2015 vollständig auf C8-PFCs und begann bereits 2016, C6-PFCs den Rücken zu kehren. Wir wollten aber mehr und so wurde das gesamte Mammut-Bekleidungssortiment im Sommer 2022 zu 85 % PFC-frei. Für Sommer 2024 sind 94 % geplant. Unser grosses Ziel: 100 % PFC-frei bis 2025 ↗.
Bis dahin geht die Suche nach umweltfreundlicheren wasserdichten Lösungen, die mit der Performance der PFCs mithalten, fĂĽr alle in der Outdoor-Branche weiter. Â
Was heisst PFC-frei fĂĽr mich?
Eine PFC-freie DWR-Behandlung ist eine effektive und umweltfreundlichere Schutzschicht gegen Wasser. Du kannst dich also guten Gewissens für Ausrüstung mit diesem Label entscheiden. Gerade weil sich eine DWR-Behandlung mit der Zeit aber abbauen soll, ist sie anfälliger für Verwaschungen und Abnutzung (z. B. durch Sonnencreme, Öl und Reinigungsmittel). Die richtige Pflege spielt also eine essenzielle Rolle, damit dein Produkt über lange Zeit die gewünschte Leistung erbringt. Wasche deine PFC-freie Ausrüstung regelmässig und erneuere ihre DWR-Beschichtung mit einem umweltfreundlichen Imprägnierspray, das du beim Fachhändler deines Vertrauens findest. Mit diesen einfachen Schritten kannst du viele Jahre auf deine Ausrüstung zählen.